Uwe Rüding ist verärgert. Nach schlechten Erfahrungen mit der Gewerkschaft Verdi kündigte er seine Mitgliedschaft.

"Gewerkschaften sind ein wichtiges Korrektiv, um die Macht der Unternehmen in Grenzen zu halten und ArbeitnehmerInnenrechte zu stärken. Doch bislang hat sich noch keiner um mich so richtig gekümmert. Da kriegt man zu Anfang so ein Schreiben zugeschickt, in dem man zur gewerkschaftlichen Mitarbeit aufgefordert wird, und dann passierte nichts.“

Input und Vorschläge hat er geliefert, es kam keine Resonanz; bei Problemen mit dem Jobcenter wurde er alleine gelassen. "Von Solidarität keine Spur", sagt er wütend.

Auch Ute P., langjährige Vertrauensfrau und Mitglied des Personalrats der Stadt Marl, zieht eine ebenso frustrierte Bilanz: "Mich hat gewundert, dass Verdi mich gar nicht nach dem Austrittsgrund gefragt hat. Es ist jedenfalls bitter, und ich bereue es im Nachhinein, so viel Zeit und Geld in den Verein gesteckt zu haben."

Wo bleibt die Gewerkschaftskultur? Warum setzt sich niemand ernsthaft damit auseinander, was das Mitglied für die Gewerkschaft und umgekehrt die Gewerkschaft für das Mitglied tun kann? Niemand fragt und alle Vorschläge verhallen ungehört.

Mehr noch, Uwe Rüding wurde im Mitgliedernetz wegen unbequemer Beiträge zensiert und gesperrt. Diese Vorfälle gab er auch bei seinem Austritt als Begründung an. "Ich kann Sinnvolleres mit meinem Geld anfangen."

 

Interessiert es die Gewerkschaft, warum ein Mitglied austritt? Liest Verdi eigentlich die Post von der Basis? Nein, wohl nicht, denn sonst hätte Verdi sich bestimmt anders verhalten. Stattdessen antwortete Verdi mit einem Standardschreiben und bat den Ausgetretenen zudem, doch neue Mitglieder zu werben (siehe hier). Sensationelle 15 Euro pro Mitglied würde er dafür noch erhalten. Bitte?

Falls Sie Interessenten erklären möchten bzw. können, warum man dort Mitglied werden sollte, so schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Argumente.